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Dr. Sven Friedrich
Wagner-Museum

Richard-Wagner-Gedenkstätte

Grundstock der Richard-Wagner-Gedenkstätte war der Nachlaß Carl Friedrich ►Glasenapps (3.10.1847-14.4.1915), Verfasser der ersten und umfangreichsten Wagner-Biographie. Dessen Pflegetochter, Schülerin und Sekretärin Helena ►Wallem (28.6.1873-27.2.1953) erwarb nach Glasenapps Tod dessen Bibliothek und einige Möbelstücke des Haushalts. 1921 siedelte sie nach Bayreuth über und richtete – zunächst in ihrer Privatwohnung in der Friedrichstraße 19 – zur Wiedereröffnung der Festspiele nach dem Ersten Weltkrieg 1924 ein »Glasenapp-Gedenkzimmer« und einen »biographischen Richard-Wagner-Saal« ein. Am 1.8.1927 wurde Wallems Sammlung von der Stadt Bayreuth erworben und als »Richard-Wagner-Gedenkstätte« unter ihrer Leitung im »Damenflügel« des Neuen Schlosses am Hofgarten (heute Glasenappweg) eingerichtet. In den drei Sälen wurden Bilder und Dokumente zu Wagners Leben und Werk gezeigt. Der Fabrikant und Sammler Robert Bartsch (19.2.1859-13.6.1948) vermachte der Richard-Wagner-Gedenkstätte in seinem Testament vom 25.7.1928 seine umfangreiche und wertvolle, unter großen persönlichen und finanziellen Opfern aufgebaute Wagner-Sammlung (Bibliothek mit 6.000 Bänden in 25 Sprachen und wertvolle Handschriften) sowie ein Drittel seines Vermögens. Einen weiteren wichtigen Mäzen fand die Richard-Wagner-Gedenkstätte in dem Fabrikanten und Freund Siegfried Wagners Heinrich Bales (19.6.1872-26.11.1954), welcher der Gedenkstätte im Laufe der Zeit ein beträchtliches Vermögen für Ankäufe zur Verfügung stellte. Für ihre Verdienste um die Richard-Wagner-Gedenkstätte ernannte die Stadt Bayreuth Bales und Bartsch am 22.8.1928 zu Ehrenbürgern.

Die Bibliothek des Gründungsherausgebers der ►Bayreuther Blätter, Hans v. ►Wolzogen (13.11.1848-2.6.1938) in dessen Wohnhaus Lisztstraße 2 bildete nach dessen Tod den Grundstock zu einer ersten »Richard-Wagner-Forschungsstätte«, die am 13.2.1939 eröffnet und vom Archivar des Hauses Wahnfried Dr. Otto Strobel geleitet wurde. Die Forschungsstätte war auf Betreiben Winifred Wagners direkt der Reichskanzlei unterstellt worden, um sie dem als Bayreuther Oberbürgermeister fungierenden Gauleiter Fritz Wächtler zu entziehen. Gegen Kriegsende wurden die Bestände aus Sicherheitsgründen zunächst ins Festspielhaus evakuiert. Das Wolzogen-Haus wurde beim Bombenangriff auf Bayreuth am 5.4.1945, dem auch Haus Wahnfried zur Hälfte zum Opfer fiel, zerstört. Auf Anordnung des Bayerischen Staatsministeriums für Finanzen wurde das Vermögen der Forschungsstätte als ehemaliger Reichsbesitz am 19.6.1952 der Stadt Bayreuth zwecks Schaffung eines Richard-Wagner-Archivs übergeben. 1953 wurden die Bestände daraufhin in die städtische Richard-Wagner-Gedenkstätte integriert.

Nach dem Tod Helena Wallems wurde die Richard-Wagner-Gedenkstätte von 1953 bis 1973 von Dr. Joachim Bergfeld (15.1.1906-6.11.1988), von 1973 bis 1976 von Dr. Manfred Eger (geb. 17.9.1927) geleitet. Ihr Bestand umfaßte schließlich neben dem Glasenapp-Nachlaß 825 Originalbriefe Richard Wagners sowie mehrere weitere Tausend Briefe und sonstige Dokumente von und an seine Familie und deren Umkreis, den Nachlaß Houston Stewart und Eva ►Chamberlains, darunter die Tagebücher Cosima Wagners sowie Chamberlains Bibliothek (ca. 12.500 Bände), den bibliothekarischen Nachlaß Hans v. ►Wolzogens und Robert Bartschs mit Bales-Sammlung (ca. 11.000 Bände, welche den Grundstock zur Studienbibliothek der Forschungsstätte bildeten, die heute fast 40.000 bibliographische Einheiten umfaßt), ein Schallarchiv mit mehr als 1.000 Schallplatten sowie eine Bühnenbildmodell-Sammlung der Festspiele mit über 80 Exemplaren, darunter zahlreiche Originalmodelle der Gebrüder Max und Gotthold Brückner. Mit der Gründung der ►Richard-Wagner-Stiftung 1973 wurden die Bestände der Gedenkstätte in das ►Nationalarchiv integriert, die Schausammlung ging mit der Eröffnung des ►Richard-Wagner-Museums im Haus ►Wahnfried 1976 – durch die Bestände des ►Richard-Wagner-Familienarchivs beträchtlich erweitert – in dessen Dauerausstellung auf.

Richard-Wagner-Museum, Bayreuth

Das Richard-Wagner-Museum Bayreuth befindet sich seit seiner Eröffnung 1976 in Richard Wagners Bayreuther Wohnhaus ►»Wahnfried«, das 1945 kriegszerstört, bis 1966 von der Familie Wieland Wagner bewohnt, mit Gründung der ►Richard-Wagner-Stiftung 1973 der Stadt Bayreuth geschenkt, von dieser wiederum der Stiftung als Dauerleihgabe zur Nutzung als Museum überlassen und von 1974-76 im originalgetreuen Zustand wiederaufgebaut wurde. Die Dauerausstellung mit zahlreichen Dokumenten zu Leben und Werk Richard Wagners und zur Geschichte der Bayreuther ►Festspiele in den Räumen des Ober- und Zwischengeschosses gründet auf der Sammlung der ehemaligen ►Richard-Wagner-Gedenkstätte der Stadt Bayreuth, die durch zahlreiche Exponate aus dem ►Nationalarchiv der ►Richard-Wagner-Stiftung vermehrt wurde. Im ehemaligen Arbeitszimmer Richard Wagners befinden sich seit 2001 vier Multimedia-Terminals zum Zugriff auf eine Datenbank mit Informationen, Bildern, Audio- und Videodokumenten zu Produktionen und Mitwirkenden der Bayreuther Festspiele seit dem Wiederbeginn nach dem Zweiten Weltkrieg 1951 bis heute. In den Räumen des Erdgeschosses können Sonderausstellungen gezeigt werden. Über einen Verbindungstrakt zugänglich sind auch Garten- und Kaminzimmer des »Siegfried-Wagner-Hauses«. Das Kaminzimmer fungiert als Medienraum mit der Vorführung von Aufzeichnungen von Produktionen der Bayreuther Festspiele sowie Dokumentarfilmen und wird auch museumspädagogisch genutzt. Neben einer Bilddokumentation zur Geschichte des Hauses ►Wahnfried befindet sich im EG auch ein Kabinett mit »Kitsch, Kuriosa und Kostbarkeiten«, welches Gegenstände aus Wahnfried sowie Richard und Cosima Wagners persönlichem Besitz ebenso zeigt wie manche abenteuerliche und kuriose Blüte insbesondere der hypertrophen Wagner-Verehrung der Jahrhundertwende. Der Saal des Hauses war ehemals Wohnraum und enthält auch heute wieder die ►Wahnfried-Bibliothek sowie Wagners Steinway-Flügel, ein Geschenk der Firma Steinway, New York, aus Anlaß der ersten Festspiele 1876, auf dem auch Franz Liszt spielte und der heute für Konzertveranstaltungen vorrangig während der Dauer der Festspiele genutzt wird. Außerdem befindet sich hier das sogenannte »Klingende Museum«, ein 6-Kanal-Audio-System, über welches historische und moderne Wagner-Aufnahmen, entweder dreimal täglich in festen Programmen aber auch auf Wunsch, abgespielt werden. Gemeinsam mit ►Nationalarchiv und Forschungsstätte der ►Richard-Wagner-Stiftung stand es von der Eröffnung 1976 bis 1993 unter der Leitung von Dr. Manfred Eger, seitdem unter der Leitung von Dr. Sven Friedrich. Ebenfalls unterstellt sind seit deren Eröffnung 1980 das Jean-Paul- und 1993 das Franz-Liszt-Museum der Stadt Bayreuth.

 

Literatur

M. Eger, Kuriosa, Kitsch und Kostbarkeiten im Richard-Wagner-Museum Bayreuth, Bayreuth 1978. · M. Eger, Richard-Wagner-Museum Bayreuth, Braunschweig 1982. · M. Eger / S. Friedrich, Richard-Wagner-Museum Bayreuth, Museumsführer, hrsg. v.d. Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth, Bayreuth 142004. · S. Friedrich, Visionäre des Klangs. Das »Klingende Museum« in Richard Wagners Wohnhaus Wahnfried, in: Kultur & Technik, Zeitschrift der Deutschen Museums, 4 (1997), S. 46-49. · http://www.wagnermuseum.de

 

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